Mein Bereich – dein Bereich

By Sue
Apr 4th, 2014
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© poplasen - Fotolia.com

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Neulich habe ich bei Netzwerkveranstaltung mit einem interessierten Herrn über meinen Blog gesprochen. Er hatte viele Fragen, wie das so mit dem Bloggen funktioniere und wo ich die ganzen Themen hernehme. Ich gab ihm bereitwillig Auskunft – dafür sind diese Veranstaltungen ja da. Doch so begeistert, wie der Herr vor mir war, so weit beugte er sich auch regelrecht zu mir herüber. Klar, da drängten sich auch andere Menschen durch die Hotel-Lobby, aber irgendwann ist es einfach zu nah.

Wir wissen ja schon aus Dirty Dancing, dass jeder seinen Tanz-Bereich hat – „Ich komm nicht in deinen, und du kommst nicht in meinen.“ Diesen ganz persönlichen Bereich gibt es eben auch im Alltag. Das merkt man meist erst dann, wenn eine fremde Person einem zu nahe kommt. Es ist unangenehm, man fühlt sich bedrängt. Aber irgendwie ist es auch unhöflich, diese Person aus seinem „Tanz“-Bereich zu vertreiben, oder?

Warum ignorieren andere deinen persönlichen Bereich?

Weil jeder Mensch einen anderen persönlichen Bereich hat bzw. dieser Bereich unterschiedlich intensiv ausgeprägt ist. Auch bestimmte Faktoren können bei dieser sozialen Distanz eine Rolle spielen. Das Geschlecht des anderen zum Beispiel – Frauen dürfen uns oft sehr viel näher kommen als Männer. Auch kulturell gibt es Unterschiede – in Italien haben die Menschen im Gespräch häufiger Körperkontakt als in Indien. Dafür ist China ein engerer Abstand zwischen zwei Gesprächspartnern üblich als bei Deutschen.

Wenn einer mit einem ausgeprägteren Distanzgefühl in so einer Situation einen Schritt zurückweicht, passiert es schnell, dass derjenige mit dem geringeren Distanzgefühl einfach nachrückt. So sind schon zwei Gesprächspartner durch einen ganzen Raum gewandert, weil keiner von beiden diesen Unterschied kommuniziert bzw. respektiert hat.

Dieses „Bedrängen“ ist meist keine böse Absicht. Der Bedrängte spricht es nicht an und dem Bedrängendem fällt es wahrscheinlich gar nicht auf.

Grenzen kommunizieren

Doch wer sich unwohl fühlt, sollte – sich selbst zuliebe – seinen eigenen Bereich verteidigen. Es gibt keinen Grund, sein eigenes Gefühl zu unterdrücken und die gefühlte Distanzlosigkeit auszusitzen.

Lass dich nicht quer durch den Raum drängen, sondern sprich es einfach an. Wie kann dein Gegenüber schon auf ein höfliches „Entschuldigung, das ist mir zu nah“ schlimmsten Falls reagieren? Oder auf ein „Können Sie Ihre Hand bitte wegnehmen?“, wenn jemand ständig deinen Arm oder Schulter berührt.

Soziale Distanz“ und die Amygdala können übrigens auch tolle Small-Talk-Themen sein! Ich habe den Herrn auf der erwähnten Netzwerk-Party – nachdem ich erst zweimal einen Schritt nach hinten gewichen war – mit diesem Themenwechsel überrascht: „Wussten Sie, dass Menschen ganz unterschiedlich die Distanz zueinander wahrnehmen? … So wie wir beide gerade.“ ;) Der Herr stand auf einmal ganz aufrecht, und es wurde ihm wohl in dem Moment erst bewusst, wie weit er sich nach vorne gebeugt hatte. Ich konnte ihm ansehen, wie unangenehm es ihm war. Aber ganz ehrlich, ich fühlte mich schon gleich viel wohler. Und die Unterhaltung haben wir trotzdem ganz locker weitergeführt.

Grenzen kennen lernen

Lerne deine eigenen Grenzen kennen, damit du sie verteidigen kannst. Denn es ist völlig okay, sie verteidigen zu wollen! Höre auf dein Bauchgefühl und stärke damit dein Selbstbewusstsein.

Kennst du deinen persönlichen Bereich? Weißt du, wann dir jemand zu nah ist, und kannst du dann deine Grenzen verteidigen? Hast du einen guten, schlagfertigen Spruch auf Lager?

Schreib mir einen Kommentar – ich freue mich über einen Gedankenaustausch!

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