„Aber uns schmeckt die Muttermilch von Kühen???“

By Sue
Mrz 27th, 2014
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Ernährung ohne Milchprodukte

© Photobank – Fotolia.com

Als ich als Kind den Film „Kuck‘ mal wer da spricht!“ gesehen habe, hat mich eine Szene mit John Travolta nachdenklich gemacht. Ich hoffe, ich erinnere mich einigermaßen korrekt daran:

Travolta schüttet etwas Milch in seinen Kaffee, nimmt einen großen Schluck und spuckt ihn gleich wieder aus, als Kirstie Ally ihm sagt, dass das eben ihre Muttermilch gewesen sei.

„Warum spuckt er die Milch wieder aus?“, habe ich als Grundschülerin ganz naiv gefragt.

„Weil großen Kindern und Erwachsenen die Muttermilch nicht mehr schmeckt“, war die Antwort.

„Aber uns schmeckt die Muttermilch von Kühen???“

Ich fand das schon damals sehr bizarr und unlogisch, aber gut. Die Milch hat mir als Kind trotzdem geschmeckt und ich bin so aufgewachsen. Erst später ist mir dieses Thema wieder bewusst geworden und ich habe mich weiter damit auseinandergesetzt …

Milchverbrauch früher und heute

Wusstest du, dass dieser enorme Milchverbrauch, den wir heutzutage haben, und die enormen Mengen an Milchprodukten, die wir in allen Supermärkten vorfinden, erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind?

Hier ein Beispiel (Quelle: s. u.):

Doktorschmaus 1591

  • 2 Schüsseln Erbsen
  • 1 Stück Fleisch (Ochse) zu 2,5 Pfund
  • 1 gesottener Kapaun
  • je ein Stück Salm, Hecht und Karpfen
  • 2 Schüsseln Reisbrei
  • ferner Brot, Wein, Bier sowie allerlei Backwerk …

Siehst du hier irgendwo Milch? Nein? Ich auch nicht. Dann schauen wir mal ein paar Jahre weiter …

Doktoranden-Büffet 2000

  • Spargelcremesuppe (Sahne)
  • Antipasti, Fleischpasteten (Sahne)
  • Blattsalate mit Creme- und Joghurtsaucen
  • Gegrilltes Fleisch von Rind und Schwein mit Grillsaucen
  • Kartoffeln in Sahnesauce
  • Gemüse-Käse-Gratin
  • Nudelauflauf mit Käse überbacken
  • Käseplatte
  • Mousse au Chocolat, Eiscreme, Kuchen, Obst
  • Wein, Bier, Softdrinks, Wasser

Sahne, Sahne, Sahne, Käse, Käse, Käse … Ein weiterer Vergleich (Quelle: s. u.):

Pro-Kopf-Verbrauch in den Jahren 1960 und 2005

1960 2005
Milch 53,6 kg 64,2 kg
Käse 4,5 kg 22,2
Sahne 3,3 kg 7,6 kg
Speiseeis 2 kg 8,1 kg

Bei allen Milchprodukten ist ein deutlicher Anstieg im Verbrauch zu sehen, besonders aber beim Käse. Das regt mich doch schon zum Nachdenken an.

Warum ist Milch so populär geworden?

Milch ist – und war schon immer – überlebenswichtig für Baby-Säugetiere, das ist klar. In der Ernährung eines erwachsenen Säugetiers hat sie eigentlich keinen Platz mehr. 80% aller erwachsenen Menschen weltweit vertragen keine Milch. Und in vielen Ländern weltweit gehört Milch auch traditionell nicht in die Ernährung eines erwachsenen Menschen. Dass manche Menschen Milch überhaupt vertragen, ist eine recht neue genetische Entwicklung – eine Mutation. Diese war zu härteren Zeiten vor ein paar Tausend Jahren in Europa sicherlich ein Vorteil, wenn es um das Überleben ging.

Allerdings werden Milch und Milchprodukte seit Beginn der 1960er in einem sehr viel größeren Umfang verzehrt, den wir heute als „normal“ ansehen. Dabei sind mittlerweile 10–15% der deutschen Bevölkerung mit der Diagnose „Laktoseintoleranz“ unterwegs.

Ein Leben ohne Milch (oder ganz ohne tierische Produkte)?

Immer mehr Menschen probieren es mit einer veganen Ernährung aus. Sie verzichten auf nicht nur auf den Verzehr von Tieren, sondern auch auf den Verzehr von allen tierischen Produkten.

Vielleicht musst du nicht so weit gehen, Veganer zu werden – was auch seine zwei Seiten hat, wie alles im Leben. Aber vielleicht magst du einfach etwas mehr darauf achten, wieviel Milch und Milchprodukte du tatsächlich zu dir nimmst.

Ich persönlich lebe nicht vegan (und auch nicht vegetarisch), aber ich verzichte auf Sahnesoßen, brauche meine Gerichte nicht mit Käse überbacken und auch Eiscreme kann mich nicht mehr locken.

Ein kleiner Ausflug zum Veganismus

Wer Herausforderungen mag, so wie ich, für den habe ich hier etwas. Und zwar eine Empfehlung für Attila Hildmanns Lifestyle-Kochbuch „Vegan for Fit“. In diesem Buch gibt der junge Koch aus Berlin viele Rezepte und Tipps, wie man für 30 Tage das Veganertum ausprobieren kann – und dabei richtig fit wird.

„Wie anstrengend kann es schon werden?“ lautet eine Kapitel-Überschrift. ;)

Dass dieser Ernährungsstil allerdings nicht für alle praktikabel ist, zeigt sehr schön der unterhaltsame Artikel „Fit for Vegan?“ von Frau Weh, die sich als Mutter zu dem Buch von Attila Hildmann äußert.

Daher mein Tipp: Auch 30 Tage einfach nur ohne Milch und Milchprodukte ist testenswert und durchaus eine Herausforderung! Na, wie wär’s?

 

Willst du es ausprobieren?

Berichte uns davon in den Kommentaren!


*** Update am 5.4.2014 ***

Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ich meine Quelle nicht genannt habe! Das will ich hiermit gleich nachholen:

Wer mehr zu dem Thema Milchkonsum wissen möchte, dem empfehle ich das Buch „Milch besser nicht: Ein kritisches Lesebuch von Maria Rollinger.

Dort könnt die die oben angesprochenen Fakten und Statistiken noch einmal nachlesen. Außerdem erfahrt ihr wirklich Wissenswertes über Kühe, der Geschichte und Verarbeitung von Milch, Joghurt, Laktoseintoleranz, Krankheiten und Kalziummangel.

Dies ist sicherlich ein kleiner Augenöffner, der das eine oder andere Mal zum Nachdenken anregt.

Wirklich lesenswert!

4 Responses to “„Aber uns schmeckt die Muttermilch von Kühen???“”

  1. Lexa sagt:

    Schöner Artikel. Mit den gleichen Gedanken beschäftige ich mich jetzt auch schon einige Zeit.
    Ich hoffe, du verzeihst mir den Link, aber es passt einfach zu gut, da ich gerade heute eine Utopie veröffentlicht habe, wie die ideale Ernährung aussehen könnte: http://www.lexasleben.de/2014/03/vegan-meine-utopie-der-richtigen.html und da gehe ich halt auch auf den Milchkonsum ein.
    Liebe Grüße,
    Lexa

    • Sue sagt:

      Hallo Lexa,

      deine Utopie passt wirklich hervorragend zu dem Thema!

      Wahrscheinlich wird sich das nicht in den nächsten Jahrzehnten weltweit durchsetzen, aber man kann ja immer erst mal bei sich selbst anfangen. Und dazu regt dein Text sehr schön an.

      Danke für’s Teilen! :)

      Liebe Grüße
      Sue

  2. Verena sagt:

    Danke für den interessanten Artikel – ich versuche bereits seit über einem Jahr, meinen Milchprodukte-Konsum zu verringern. Bis auf Käse gibt es meiner Meinung nach für alles gute pflanzliche Alternativen.

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